Werdorf
Werdorf ist mit rund 3.100 Einwohnern der größte Aßlarer Stadtteil. Der idyllische Ort liegt 4 km in nordwestlicher Richtung dill-aufwärts an den Ausläufern des Rothaargebirges.
Urkundlich wird Werdorf bereits 772 zur Regierungszeit Karl des Großen (768-814) im berühmten "Lorscher Codex" erstmals erwähnt.
Berthard aus Werdorf schenkte zu seinem Seelenheil dem Kloster Lorsch 20 Morgen Ackerland, eine Wiese und ein Gehöft und alles was dazu gehört.
Viele Städte und Gemeinden beziehen sich auf Schenkungen an das Kloster Lorsch und belegen damit ihre erste urkundliche Erwähnung.
Wahrscheinlich bestand schon um das Jahr 1000 eine Kirche oder Kapelle in Werdorf. Bei den Streitigkeiten zwischen den Solmser Grafen und Wetzlar wurde sie zerstört. Nach dem 30jährigen Krieg im Jahre 1654 ließ die Gemeinde Werdorf ihre Kirche wieder reparieren. 1755 sollte diese Kirche dann vergrößert werden, aber bei Baubeginn stellte sich heraus, dass das Mauerwerk sehr schlecht war. So wurde beschlossen, die Kirche von Grund auf neu zu errichten.
An dem charakteristischen Kirchturm (lang, spitz und schief) wurden keine Änderungen vorgenommen.
Die katholische Kirchengemeinde konnte im Jahre 1966 ihre Kirche "St. Norbert" einweihen.
Aus einer aus dem Jahre 1438 stammenden Nachricht geht hervor, dass Werdorf Mühlen besaß. Die früheren Mühlen waren herrschaftliche Mühlen, die häufig über Generationen hin einer Familie in Erbleihe verpachtet waren. Eine dieser Mühlen übernahm 1686 der aus Thüringen nach Werdorf zugewanderte Johannes Luther; daher stammt der heute noch geläufige Name "Luthermühle".
Im Mittelalter wird eine Vogtei erwähnt und es gab auch noch die Adeligen von Werdorf. Aus freien Bauern hervorgegangen, saßen sie auf ihren freien Adelshöfen, von denen es im Jahre 1428 noch drei in Werdorf gab. Graf Philipp (1547-1581) führte die Reformation ein und hob die Leibeigenschaft auf.
Der 30jährige Krieg (1618-1648) brachte viel Leid, Elend, Hungersnöte und Seuchen über das Dilltal. Noch während der Kriegswirren gab der Landesherr von Greifenstein, Graf Wilhelm II., 1643 seinen Untertanen einen Freiheitsbrief und befreite sie von Frondiensten.
Seine Witwe, Gräfin Ernestine Sophie, ist die Erbauerin des Werdorfer Schlosses, das zwischen 1686 und 1689 errichtet wurde. Nach der Fertigstellung siedelte die Gräfin mit ihren beiden unverheirateten Töchtern von Greifenstein nach Werdorf über. Nach dem Tode der letzten Tochter (1742) diente das Schloss als Erholungssitz des heimischen Adels und wurde später zum Haushaltspensionat für die Ausbildung von Töchtern höheren Standes.
Heute befinden sich im Schloss das Heimatmuseum sowie ein Trauzimmer der Stadt Aßlar.
Im Jahre 1892 legte die Gemeinde drei Laufbrunnen an, die erst 1910 durch eine zentrale Wasserversorgung ersetzt wurden.
Durch die allgemeine Industrialisierung im 19. Jh. hat sich Werdorf vom reinen Bauerndorf zu einer Wohngemeinde entwickelt. Durch die Aufnahme von über 500 Heimatvertriebenen und Flüchtlingen in den Jahren 1946-1950 stieg die Einwohnerzahl auf ca. 2.100.
An der östlichen Peripherie von Werdorf befindet sich ein Gewerbegebiet. Ein weiteres Gewerbe- sowie Wohngebiet befindet sich südöstlich der B277.
Werdorf ist ein attraktiver Stadtteil, der dank seiner guten Infrastruktur und seinem überaus aktiven Vereinsleben für alle Einwohner und Besucher äußerst interessant, lebens- und liebenswert ist.
(Zusammenstellung und Text: Rainer Apfelstedt, ehem. Ortsvorsteher)